ALG II - "Kundengruppen"


ALG II - "Kundengruppen"

Wem stehen  ALG II - Leistungen zu ?  (Und damit Arbeitsvermittlung und / oder Fallmanagement.)

Laut dem SGB II sind das Menschen: 
 "... die das 15. Lebensjahr vollendet und die Altersgrenze nach § 7a noch nicht erreicht haben (( = 65 - 67 Jahre )), erwerbsfähig sind, hilfebedürftig sind und ihren gewöhnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben. 
Erwerbsfähig ist, wer nicht wegen Krankheit oder Behinderung auf absehbare Zeit außerstande ist, unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes mindestens drei Stunden täglich erwerbstätig zu sein."
Punkt. 
Eine Vorstellung darüber, wie dieser Personenkreis in der Praxis dann tatsächlich zu sehen und zu beschreiben ist - die hat fast JedeR.
Jedoch - oftmals eine sehr unterschiedliche.

Die Vielfalt ist außerordentlich hoch. Schwerpunkte gibt es - sicherlich.
Aber keineswegs in einem so hohen Ausmaße, wie man denken könnte. 
Sehr viele Schulabschlüsse sind vertreten, vom Sonderschulabschluß bis zum Abitur.
Alle Lebensalter in der definierten Spanne.
Menschen die noch nie gearbeitet haben bis hin zu Menschen, die Jahrzehnte tätig waren und erst spät arbeitslos wurden.
Ungelernte, Handwerker, Dienstleistende, Vorabeiter, Meister, Akademiker.
Nicht zu vergessen die zuletzt Selbstständigen. Teils in geringem Ausmass, de facto Scheinselbstständige, bis hin zu Unternehmern, die etliche Jahre Dutzende eigene Beschäftigte hatten. 
Intellektuelle, KünstlerInnen und auch Menschen aus Famillien, die seit Generation mit der Sozialhilfe / ALG II (über)leben.

"Drei Stunden täglich erwerbstätig" - in irgend einer Form, auch wenn es ausschließlich leichte Arbeit ist. Das ist die "Zugangsvoraussetzung".
Nebenbei bemerkt: wie realistisch ist es, solche Stellen auf  dem Ersten Arbeitsmarkt zu finden? ...

Abiturienten, sehr berufserfahrene Menschen, Vorabeiter, Meister, mehrfach qualifizierte Menschen, Akademiker, begabte Künstler_innen und einige mehr.
Sie habe ich aufgezählte, sie alle gehören dazu - in absolut nicht geringem Ausmaße.
  
Ebenso treten aber sehr häufig auf : 

+ Verschuldete / überschuldete Menschen

+ allein erziehende Menschen

+ ältere Menschen (50 +)

+ Menschen mit Migrationshintergrund
++ kulturelle Unterschiede
++ Sprachkenntnisse
++ nicht anerkannte Schul- / Berufs - Abschlüsse aus dem Herkunftsland

+ Analphabeten

+ Menschen ohne einen Schulabschluß

+ Menschen ohne Ausbildungsabschluß

+ Menschen ohne jede Berufserfahrung

+ seelisch erkrankte Menschen
++ Suchtkrankheiten (Alkohol, illegale Drogen, Medikamente, Spielsucht, Bulimie, etc.)
++ Depressionen
++ SVV
++ soziale Phobien
++ Schizophrenien
++ kriegstraumatisierte Menschen (PTBS)

+ körperlich behinderte Menschen

+ minderbegabte Menschen

+ Menschen in akuten Lebenskrisen unterschiedlichster Art

+ Menschen mit schweren sozialen Problemen
++ Alkoholiker in der Familie
++ Gewalttätiger Partner / Partnerin
++ schwer chronisch kranke Angehörige

+ vorbestrafte Menschen 

+ Menschen mit akuten und schweren Wohnungsproblemen.

+ Menschen mit sonstigen Probleme, die hier noch nicht erfasst wurden.

Nicht immer, aber durchaus häufig, treten zwei oder mehr Problemfelder zugleich auf. 

Ich fand es sehr wichtig dies alles hier nochmals klar zu verdeutlichen.

Meine Erfahrung ist, dass in sehr vielen Köpfen ein Bild ist:
"Hartzler - das sind doch fast alles ...  (( hier irgendeine der oben genannten Gruppen einsetzen )) ... !!"

Und so. Ist es eben NICHT!

MfG
BTB

20 Kommentare:

  1. Wirklich toll zusammengefasst. Schon allein der häufig gebrauchte Titel "Hartzer" hat ja auch schon an sich eine beleidigende Wirkung. Es ist abwertend, da damit oftmals eine geringwertige Auffassung anderer gegenüber den ALG-Empfängern stattfindet. Das ist so wie mit Bettlern, die oft als Gesindel oder Pennergesocks betitelt werden. Es ist eben einfach, alle damit über einen Kamm zu scheren - nachdenken und selektieren nach evtl. vorhandenen Gründen für die Arbeitslosigkeit passt vielen leider nicht in den Zeitplan der Stammtischrunde.

    Über gegen-hartz.de bin ich hier gelandet und habe mir bisher fast alle Inhalte durchgelesen, mir gefällt ihre Auffassung und auch die Art wie sie die Dinge "an den Hörnern" packen. Daher mein gebührendes Lob für diese Inhalte!

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  2. Guten Tag Mario.
    Und Dank für die freundlichen Worte! Das tut ja auch mal gut. :-)
    Wenn es Fragen oder Ergänzungen gibt: immer gern!
    MfG
    BTB

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  3. Auch ich bin durch Zufall auf diesen Blog gekommen.
    Das Hauptproblem für mich war( Nach 4 Jahrzehten Vollberufstätigkeit) mein Selbstbewustsein zu behalten als ich Harz 4 beantragen musste..
    Dieses Selbstbewustsein habe ich mir mühselig wieder aufbauen müssen.

    Meine Erfahrungen mit Menschen die nichts mit Harz 4 zu tun haben ist die,
    das kein Verständniss und auch Wissen über unsere Situation da ist.

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  4. Guten Tag "Anonym 1. Oktober 2013 19:25),
    und Dank für Deinen Post!!
    Auch das ist etwas, dass im öffentlichen Bild dringend beeinflußt und geändert werden muß!
    Alles Gute und
    mfG
    BTB

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  5. Ich bin AlG2 Empfänger und möchte mich nicht in eine der oben genannten Schubladen stecken lassen. Ich finde, Geld ist Geld egal ob durch Arbeit erworben oder geschenkt vom Staat. Wenn ich nicht die Möglichkeit habe, einer Erwerbsarbeit nachzugehen die mir entspricht und Spaß macht und meinen Lebensunterhalt sichert, verzichte ich lieber auf Arbeit oder Qualifikationen (Qual....., habe keine Lust mir was anzuquälen). Außerdem finde ich die Einteilung von Menschen nach Bildungsabschluß entsetzlich. Das Problem ist, das wir eine Wertegesellschaft haben die den Einzelnen in der Entwicklung blockiert. Da dies so ist, muß sich der Staat damit abfinden das eineige Menschen für ihr Geld nicht arbeiten und nicht ständig unter Kontrolle stehen. (Bewertung durch Chef und Kollegen). Kurzum, wir haben eine unreife, eitle, dumme Regierung.

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  6. Guten Tag "Anonym 7. Oktober 2013 11:15",
    mir persönlich ist nicht als Selbstzweck daran gelegen, Menschen in Schubladen zu stecken. Jeder Mensch ist einzigartig, völlig klar. Wollte man das Prinzip "Nichtschubladisierung" aber konsequent anwenden ... "eine Wertegesellschaft, ... die ..." - eine Schublade - nicht alle in dieser Gesellschaft blockieren.
    " ... der Staat ..." - ALLE Menschen und Gruppen in diesem Staat? " ... dumme Regierung ..." ... - alles Schubladen.
    Es ging hier, auf dieser Seite ja gerade eben darum zu zeigen, dass sehr, sehr viele und sehr, sehr unterschiedliche Menschen in das System "ALG II" geraten können und geraten.
    Der Anspruch eine Arbeitsstelle müsse stets gut bezahlt, passend und ausschließlich Spass vermittelnd sein - der würde von manchen Menschen sicher als luxuriös bezeichnet werden. Tatsächlich würde eine Gesellschaft nicht funktionieren, wenn alle ausschließlich diese Einstellung hätten. Es muß immer einige geben, die für eine überdurchschnittliche Bezahlung auch einmal etwas schwieriges oder anstrengendes bei der Arbeit in Kauf nehmen. In einer wünschenswerten Gesellschaft MIT BGE wären das z.B. Berufe in der Pflege, manche Reinigungsarbeiten, u.ä. die entweder nie oder zumindest vorläufig nicht von (umweltfreundlichen) Maschinen übernommen werden können.
    Ich finde den Anspruch hierzulande, heutzutage aber völlig legitim. Auch wenn es nicht meiner ist. Ich brauche bei der Arbeit auch Herausforderungen, interessante Aufgaben, meinetewegen auch das Gefühl etwas geleistet zu haben. Etwas sinnvolles, humanes. Leistung nicht für den Chef, die Firma, etc. Für mich.
    Und beim Thema Qualifikation sehe ich nicht den Wortteil "Qual", sondern denke an Qualität.
    Eine Qualifikation, für die man sich nicht selbst interessiert - die ist allerdings reichlich sinnlos, völlig klar.
    Dennoch haben wir keinen wirklichen Dissens, denke ich.
    MfG
    BTB

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  7. Man hat einfach auch keine Wahl als ALG 2 Empfänger : Friß oder stirb Kunde sagt
    der Sachbearbeiter !
    Inzwischen habe ich einen 450 € Job und fühle mich wieder etwas freier.
    Klingt schon komisch : Macht Arbeit wirklich frei ?
    Der Sachbearbeiter ist mit seinen Vorschriften nicht frei.
    Ich könnte so nicht arbeiten.




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  8. Guten Tag "Anonym 12. Oktober 2013 17:13",
    ... eine Wahl im klassischen Sinne evtl. nicht. Aber Möglichkeiten. Sich informieren, einen Beistand mitnehmen, ggf. Widerspruch und Klage einreichen, entsprechende Beratungsstellen kontaktieren. Das kann man tun.
    Es ist richtig, dass die Handlungsspielräume zunehmend eingeengt und controlled werden. Aber noch gibt es auch bei den Sachbearbeiter_innen Möglichkeiten ...
    Daher auch mein Aufruf "JOBCENTER: Aufruf vorm Spiegel zu verweilen!" an anderer Stelle hier im Blog.
    MfG
    BTB

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  9. Ja das ist richtig deine Vorschläge.Wir haben auch eine Beistandsgruppe gegründet
    die schleppend läuft.
    Im übrigen hilft auch kein Widerspruch wenn das Amt einfach nicht zahlt wie bei mir.
    Meine Wohngemeinschfat wurde mit einem eheähnlichen Verhälniss betitelt. nach einem Jahr : Ich hatte keine Wahl. Ich sollte also verhungern.Das wurde in Kauf genommen.
    Das ging 5 Monate.Jemand sagte ich solle nochmal einen neuen Antrag ALG2 stellen.Plötzlich wurde ohne Kommentar gezahlt.
    Dazu muss ich auch noch sagen,ich hatte eine einstweilige Anordnung verfügt.
    Das ging dann bis Stuttgart vors Oberlandessozialgericht.

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  10. Guten Tag " Anonym13. Oktober 2013 11:12",
    Dank für Deinen Beitrag. Es heißt wohl, sich möglichst schnell möglichst viel Unterstützung zu suchen, in solch` krassen Fällen. Vernetzung und gegenseitige Hilfe sind da angesagt. Aber traurig, dass das überhaupt nötig ist.
    MfG
    BTB

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  11. Es gibt noch eine Gruppe: diejenigen, die gar nicht erst in den Genuß der Vermittlung kommen. Dazu:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/arbeitsagentur-manipuliert-laut-rechnungshof-vermittlungs-statistik-a-907356.html

    Zitat:

    "In einem seit Monaten unter Verschluss gehaltenen Prüfbericht hat der Bundesrechnungshof der Bundesagentur für Arbeit (BA) vorgeworfen, sich vorrangig um leicht vermittelbare Arbeitslose zu kümmern, die anderen dagegen weitgehend zu ignorieren.
    In dem Papier ist nach Informationen des SPIEGEL die Rede von "Fehlsteuerungen" und "Entwicklungen, die dem gesetzlichen Auftrag zuwiderlaufen", die Prüfer prangerten zudem "Manipulationen" zur Verbesserung der Erfolgsbilanz an und hielten es für nötig, alle Agenturen auf geschönte Statistiken überprüfen zu lassen. Dabei legten sie gegebenenfalls auch "personalrechtliche" und "strafrechtliche Konsequenzen" nahe.

    ...

    "Die Tatsache, dass wir in allen geprüften Agenturen Fehlsteuerungen festgestellt haben, zeigt, dass es sich um ein grundsätzliches Problem handelt", heißt es im Fazit.

    ...

    Weil jede Vermittlung im internen Zählsystem gleich viel wert sei, versuchten die Agenturen so, die hohen Vorgaben aus der Zentrale zu erfüllen. Dagegen würden Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen schlechter betreut, da es schwerer sei, mit ihnen die Ziele zu schaffen.
    Die Prüfer hatten festgestellt, dass die Arbeitsvermittler in den drei Monaten für mehr als 50 Prozent der Langzeitarbeitslosen keinen Stellensuchlauf gemacht und zu 45 Prozent keinen ernstzunehmenden Kontakt aufgenommen hatten. Dieselbe Fehlsteuerung äußert sich laut Rechnungshofbericht in internen Weisungen, wonach nur aussichtsreiche Bewerber sofort einen Termin beim Vermittler bekommen sollten.

    ...

    Um die Ziele zu erfüllen, kam es zudem laut Rechnungshof zu erheblichen Manipulationen. So stieß er auf die Praxis, dass Lehrlinge, die ohnehin von ihrer Firma übernommen werden sollten, später als erfolgreich vermittelt gezählt wurden.

    "Die bloße Erfassung von sicheren Übertritten mit dem Ziel einer Zählung stellt aus unserer Sicht eine Manipulation dar", heißt es in dem Bericht. "

    ...

    Bei den Manipulationsvorwürfen folge "die BA der Kritik des Rechnungshofs", allerdings gebe es "keine systematischen Manipulationen"; sie seien auch nicht im System der BA angelegt."

    Sind sie wieder lustig, die Bundesagenten. Sie folgen dem Manipulationsvorwurf, aber die Manipulation ist nicht systematisch. Reiner Zufall, daß da die Statistiken geschönt werden, reiner Zufall, daß Langszeitarbeitslose auf der Strecke bleiben.

    Aber die Prüfer des Bundesrechnungshofes "legten gegebenenfalls auch "personalrechtliche" und "strafrechtliche Konsequenzen" nahe." Weil da nix systematisch manipulliert wurde, gelle?

    Fazit: Kundengruppe "von der Vermittlung ausgeschlossen um die Statistik zu schönen" spielt eine nicht unerhebliche Gruppe im Alltag der JC.


    Dazu auch: http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/weniger-arbeitsvermittlung-von-hartz-iv-beziehern-90015830.php









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    1. Guten Tag Piedro,
      zunächst einmal bitte ich um Entschuldigung für die späte Bearbeitung. In den letzten Tagen hatte ich neben den normalen Alltagsanforderungen ein mehrtägiges Kulturevent mit zu organisieren. Doch nun will ich versuchen, alles möglichst zügig auf zu arbeiten. Zum Inhalt:
      Alles absolut richtig!
      Um etwas für die Gruppe der schwer zu vermittelnden Menschen zu tun, war anfangs ja das Fallmanagement ersonnen und konzipiert worden. Und dieses Konzept war kein schlechtes.
      Das tatsächliche Geschehen in den jobcentern war dann kaum irgendwo sinnvoll und gut, aber unterschiedlich.
      Meine persönliche Erfahrung:
      Es gab seltsamerweise von Anfang an NUR Fallmanager, gar keine PAP / AV. Man taufte das Ganze ein wenig um in "generalisiertes Fallmanagement" und wir bekamen alle mindestens das Doppelte der ursprünglich angekündigten Fallzahlen. Tendenz stark ansteigend.
      Dann wurde in Kundengruppen differenziert ... und: die, welche Unterstützung am nötigsten brauchten: die sollten / mussten wir nur selten bis sehr selten einladen! Etliche gutwillige FM und auch ich haben sich nicht zu arg an derlei gehalten - sondern an die realen Erfordernisse und Bedürfnisse der Kund_innen. - Aber sehr viel konnten wir nicht machen, anhand der sonstigen, immer mieser werdenden Rahmenbedingungen.
      Die bestehenden Rankings und Anreizsysteme in den jobcentern sind schlicht FALSCH und inhuman. Eine von vielen Fehlentwicklungen.
      Die Resultate (s.o.) wundern mich leider nicht.
      MfG
      Burkhard Tomm-Bub, M.A.
      - Ex Fallmanager -

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    2. Von welcher Vermittlung wird hier gesprochen, diejenigen, die eine Arbeit finden, haben diese meist selbst gefunden, das Amt, das drangsaliert nur. Und je mehr die mir bzw. meinem U 25 versuchen an den Karren zu fahren, desto mehr wehre ich mich, auch bis zum Gericht. Habe meine Arbeit selbst gefunden und mir verbeten, mich in der Zeit in welcher ich Probe arbeite, ein zu laden. Seit diesem Schreiben habe ich nichts mehr gehört; mal sehen, was im Neuen Jahr passiert.

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    3. Guten Tag "Anonym 19. Dezember 2013 21:15" ,
      und zunächst Entschuldigung, wg. der späten Bearbeitung.
      Die Petition gegen die Sanktionen im Hartz IV und nötige private Hilfeleistungen haben mich zeitlich leider sehr beansprucht.
      Die Gerichte in Anspruch zu nehmen, wenn Unrecht geschieht ist gut, wichtig und richtig.
      Tatsächlich sollte es ja auch UNBEDINGT so sein, dass während Probearbeit, u.ä. nicht eingeladen werden sollte! Was gibt es besseres als Menschen, die sich selbst erfolgreich bemühen?!
      Allerdings würde ich das jobcenter IMMER vorab informieren - im schlimmsten Falle kann sonst der Verdacht auf Schwarzarbeit entstehen.
      Viel Erfolg und
      mfG
      BTB

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  12. Eine weitere Kundengruppe: Futter für die Maßnahmenträger

    Zitat:

    "Auch erschienen 49 Prozent der Eingliederungshilfen mangels ordnungsgemäßer Dokumentation nicht plausibel. Wegen der fehlenden Transparenz bestehe das Risiko, «dass die Notwendigkeit … ggf. nicht gegeben und damit die Teilnahme an der Maßnahme nicht zulässig war», zitiert das Blatt den Bericht der BA-Innenrevision."

    Das sind 49% von x Millionen rechtswidrig verschwendetes Steuergeld, um die Statistik zu schönen.

    Aber:

    "Ein BA-Sprecher räumte am Sonntag auf Anfrage ein, dass manche Vermittler ihre Arbeit nicht immer lückenlos dokumentierten. Das bedeute aber nicht, dass bei der Vermittlung von Jobsuchern etwas falsch gelaufen sei."

    Dann ist ja alles gut. Die Verschwendung und Entrechtung war wohl beabsichtigt.

    "Problematisch fanden die Prüfer auch den Umgang mit Stellengesuchen von jungen Menschen, die auf eine Lehrstelle hoffen. Fast die Hälfte der Gesuche wurde demnach nur intern oder gar nicht veröffentlicht - und damit Ausbildungsbetrieben vorenthalten. Eine plausible Begründung dafür habe in 93 Prozent der Fälle gefehlt, wie die Revisoren feststellten."

    Sind ja nur 93%, also:

    "Ein Bundesagentur-Sprecher betonte, Vermittler folgten damit meist dem Wunsch der jungen Leute, die ihr Lehrstellengesuch aus unterschiedlichsten Gründen nicht veröffentlicht haben wollten und auf eine interne Vermittlung setzten."

    Wäre das keine "plausibele Begründung"? Ich finde es gaaaanz toll, wie die Vermittler hier auf die angeblichen Wünsche der Kunden eingehen und dabei sogar ihre Dokumentationspflicht vernachlässigen!

    Also:

    "Weise hatte vor allem den Vorwurf der Manipulation als falsch zurückgewiesenen. Viele der vom Rechnungshof genannten Fehlanreize werde es ab 2014 auch nicht mehr geben."

    100% der vor zwei Jahren intern geprüften EGV hielten einer rechtlichen Prüfung nicht stand. 49% aller aufgezwungenen "Eingliederungsmaßnahmen" waren widerreichtlich. 93% aller Ausbildungsplatzsuchenden werden ohne dokumentierte Begründung in der Vermittlung eingeschränkt. Ein Großteil der Langzeitarbeitslosen wird von der Vermittlung ganz ausgeschlossen (aber den Maßnahmenträgern zugeführt). Aber von Manipulation kann nicht die Rede sein, und "die große Mehrzahl der Mitarbeiter" arbeitet "engagiert und korrekt". Ist also nur eine Minderheit, die diesen Bockmist verzapft und Millianen verbrennt. Sehr tröstlich. Man darf annehmen, daß sich diese Minderheit aus den Führungsriegen der JC rekrutiert.

    Aber ab 2014 kann das ja alles nicht mehr passieren, also kein Grund zur Aufregung.

    Noch schamloser kann man doch gar nicht lügen!

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  13. Guten Tag Piedro,
    zunächst einmal bitte ich um Entschuldigung für die späte Bearbeitung. In den letzten Tagen hatte ich neben den normalen Alltagsanforderungen ein mehrtägiges Kulturevent mit zu organisieren. Doch nun will ich versuchen, alles möglichst zügig auf zu arbeiten. Zum Inhalt:
    Dank für die wichtigen Zahlen und Fakten.
    Einiges davon wundert mich nicht. Sowas führt zu sowas. Dass Kolleg_innen die EDV nicht "lückenlos" bedienen ... - habe ich auch nie gemacht. Grund: es ist unmöglich. Das, was sich da EDV nennt ist absolut monströs mit steigender Tendenz. Hinzu kommt die Überlast von 200 - 400 %. Ich habe lieber mit den Menschen GEREDET, ihnen zugehört, versucht gemeinsam geeignete Wege zu finden.
    Die sinnlosen Maßnahmezuweisungen resultieren in der Tat aus den genannten Gründen: man hat "irgendwie was gemacht". Die Menschen sind "vorerst nicht mehr in der Statistik". Die Abteilung "steht gut da" hinsichtlich der prozentualen "Maßnahmebesetzungsquote", etc. Der Druck kommt von oben, die Teamleiter werden mit Druck und vagen Versprechungen "gedengelt" und geben das zumeist unreflektiert weiter nach unten durch.
    Mit humaner Arbeit, sinnvollem und ökonomischem Handeln, u.ä. - hat es nichts mehr zu tun! Leider.
    MfG
    Burkhard Tomm-Bub, M.A.
    - Ex Fallmanager -

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  14. Wozu werden die Probleme der arbeitslosen Menschen mit den JobCentern und auch andere existentielle Probleme führen? Z. B.bei Krankheit, Brillen werden von der Kasse nicht mehr bezahlt, Füllungen beim Zahnarzt nur noch Amalgam usw.
    Immer mehr Unternehmen gehen in Privatinsolvenz, Viele Waren auch Kleidung werden billig. Die Krebserkrankungen häufen sich. Wir haben hier grundlegende Probleme. Leute aus der Statistik zubringen um gut da zu stehen ist lächerlich. Lächerlich wie das ganze Konstrukt JC mit seinen Vermittlern, Fallmanagern und obersten Chefs.

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  15. Guten Tag "Anonym 27. Oktober 2013 14:06",
    es ist richtig, dass die negativen Auswirkungen sehr vielfältig sind. Auch im Bereich der Gesundheit. Ein weiterer Grund entschlossen weiter zu machen, mit dem Widerstand!
    Das ursprüngliche (!!) Fallmanagement war so übel nicht geplant, btw. - Nur wurden wir in der Rückschau betrachtet, auch als Fallmanager vom ersten Tag an belogen. Die Sache fing schwach an und ging dann immer steiler den Bach runter ...!
    MfG
    Burkhard Tomm-Bub

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    1. Guten Abend Burkhard Tomm-Bub,

      es mag ja sein, dass auch die FM betrogen wurden, doch warum sind sie dann nicht geschlossen aufgestanden, als dies alles anfing, durchschaubar zu werden ?
      Es können doch nicht alle mit Scheuklappen rumgelaufen sein, und weiter rumlaufen.

      Es nützt nichts, wenn die Erwerbslosen einen Teilsieg erringen, diejenigen auf der anderen Seite des Schreibtisches werden dann eben etwas anderes umsetzen/ausprobieren, und am Ton / Umgang mit den Menschen, wird sich nichs ändern, im Gegenteil, meiner Meinung nach, wird das alles noch um einiges schlimmer. Leider.

      Im übrigen bin ich durch Zufall auf diese Seite gestossen, finde sie sehr informativ und auch gut verständlich geschrieben. Danke.

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  16. Guten Tag Herr oder Frau "Anonym 19. Dezember 2013 21:22".
    (Btw. ein gleichbleibender Nickname wäre praktisch - es sind sehr viele Herr oder Frau "Anonym" hier ...)
    Die Frage war: " ... warum sind sie dann nicht geschlossen aufgestanden, als dies alles anfing, durchschaubar zu werden ..."?
    Hier versucht man am Besten einmal an sich selbst zu denken. Wie war das in Ihrem Leben? Auf Arbeitsstellen, oder nur in der Familie, im Verein, etc.
    Sie sind stets entschlossen aufgestanden, haben lautstark "alles hingeschmissen" und sind für immer gegangen?
    Auch wenn Sie vielleicht eine Familie zu versorgen hatten? Auch wenn Sie eigentlich froh waren, nach Arbeitslosigkeit endlich mal wieder einen Job zu haben? Auch wenn Sie alt und / oder krank sind und wissen, wenn ich hier und jetzt hinschmeiße, werde ich bis zur Rente garantiert nichts mehr finden? Und, das will ich nicht verhehlen, schmeißen Sie auch hin, wenn Sie sich eigentlich ausrechnen, später noch ein wenig Karriere zu machen?
    Wenn Sie das alles für sich bejahen können - sind Sie ein Held. Wie in einem US - Spielfilm ... - die bilden aber leider nicht die Realität ab. Vielleicht haben Sie sich tatsächlich immer so verhalten. Dann sind Sie ein sehr großes Vorbild. Davon gibt es eben wenig. Sie sollten dann Ihren Namen nennen und alle Ereignisse beschreiben. - Ich meine das nicht ironisch.
    Außerdem - es gibt ja keinen exakten "Tag X", an dem man konkret merkt, es wird nicht, wie versprochen irgendwann besser - sondern es wird nach und nach immer schlimmer.
    Erwerbslose und einige Insider gehen trotzdem dagegen an. Ich zum Beispiel mit meiner Aktion "JOBCENTER: Aufruf vorm Spiegel zu verweilen!" Ein Clip und ein ausdruckbares Flugblatt. Das man auch vermailen kann. Sie können gern mitmachen, offen oder anonym, ist alles auch hier im Blog.
    Inge Hannemann versucht es mit der Petition 46483 - und ich habe kräftig unterstützt. 50 000 Unterschriften waren nötig, fast 90 000 hatten wir insgesamt. Online geht nichts mehr - faxen kann man aber noch Unterschriften und Meinungen an den Bundestag.
    Wir tun, was wir können.
    MfG
    BTB

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